Wandel beginnt innen - Warum Transformation ohne Kulturarbeit scheitert
- Fee Pohlmann
- vor 3 Tagen
- 2 Min. Lesezeit
Viele Unternehmen rufen nach Transformation - agiler, digitaler, vernetzter. Es werden Prozesse neu aufgesetzt, Tools eingeführt, Projektpläne definiert. Doch eines bleibt oft unangetastet: die Unternehmenskultur.
Was als „weicher Faktor“ belächelt wird, ist in Wahrheit der entscheidende Erfolgshebel. Denn jede Veränderung trifft auf Haltungen, Ängste, Routinen und genau dort entscheidet sich, ob Transformation gelingt oder nur umetikettiert wird.
Was Transformation oft übersieht
Drei typische Irrtümer:
„Wenn wir die Struktur ändern, ändern sich auch die Menschen.“
Nein. Menschen orientieren sich an Werten, nicht an Organigrammen.
„Veränderung ist eine Frage der Kommunikation.“
Nein. Sie ist eine Frage der Resonanz. Nur was angeschlossen ist, kann sich bewegen.
„Kultur ist das, was sich mitentwickelt.“
Nein. Kultur ist das, was alles mitprägt - auch den Wandel selbst.
Wer Transformation will, muss Kulturarbeit betreiben. Nicht als Nebenprojekt, sondern als Kernprozess.
Was Kultur wirklich ist - und was sie nicht ist

Kultur ist nicht das Leitbild an der Wand.
Sie ist das, was passiert, wenn niemand hinschaut. Sie zeigt sich in Routinen, Meetings, Sprache, Konflikten, Tabus.
Kultur ist kein Poster - sondern Praxis.
Sie wird täglich bestätigt oder hinterfragt - in Gesprächen, im Umgang mit Fehlern, in der Art, wie geführt, gedacht und entschieden wird.
Die 5 Kulturfragen, die wir in jedem Projekt stellen
Worüber wird in Ihrem Unternehmen nicht gesprochen?
Was darf nicht scheitern und warum?
Wen muss man „mitnehmen“ und wofür eigentlich?
Welche Haltung steckt hinter Ihren Entscheidungswegen?
Wie fühlen sich Menschen, wenn sie Kritik äußern?
Diese Fragen sind keine rhetorischen Spielereien. Sie entscheiden darüber, wie ehrlich, mutig und wirksam Wandel möglich wird.
Ein Beispiel aus der Praxis
Ein wachsendes Unternehmen im Agenturkontext bat uns um Unterstützung beim „Transformation Design“ - es sollte eine neue Teamstruktur eingeführt werden. Alles war vorbereitet: Prozesse, Rollen, Tools. Nur eines fehlte: die Bereitschaft.
Unsere Analyse zeigte:
Hohe Loyalität zur bisherigen Struktur („das war doch unser Erfolgsmodell“)
Unsicherheit über neue Verantwortlichkeiten
Kein Raum für offene Sorgen, unausgesprochene Widerstände
Unsere Begleitung:
Kulturanalyse mit Tiefeninterviews & Schattenfeedback
Teamformate zur Wertearbeit & Konfliktintegration
Führungskräfte-Sparring zu Entscheidungsverhalten & Haltung
Begleitende Mikrointerventionen zur Stärkung der Dialogfähigkeit
Das Ergebnis:
Ein deutlich stabilerer Transformationsprozess mit weniger Widerstand, mehr Eigenverantwortung und einer sichtbar veränderten Kommunikationskultur.
Transformation braucht emotionale Anschlussfähigkeit
Veränderung ist kein Change-Management-Prozess. Sie ist eine Zumutung für das System. Menschen verlieren alte Sicherheiten, Deutungsmuster, Privilegien.
Wer das ignoriert, erzeugt Widerstand.
Wer das begleitet, ermöglicht Entwicklung.
Dafür braucht es:
Räume für Ambivalenz
Klarheit über Machtverhältnisse
Führung mit Haltung und Sprache
Prozesse, die nicht nur auf Effizienz, sondern auf Resonanz zielen
Kultur ist kein Nebenprodukt - sie ist die Grundlage jeder Veränderung
Organisationen, die Wandel nur technisch denken, modernisieren Strukturen - aber nicht sich selbst.
Transformation beginnt innen: in Gesprächen, in Spannungen, in Entscheidungen. Und genau dort setzen wir an.
-Unternehmenskultur-
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