Führung ist kein Titel - sondern eine Zumutung
- Fee Pohlmann
- vor 4 Tagen
- 3 Min. Lesezeit
Führung ist beliebt - als Begriff. Kaum ein Unternehmen, das nicht von Leadership spricht, kaum ein Karrierepfad, der nicht "Führungserfahrung“ fordert. Doch zwischen Anspruch und Realität klafft eine Lücke.
Denn Führung ist kein Aufstieg, sondern ein Perspektivwechsel. Keine Belohnung für gute Leistung - sondern die Bereitschaft, Komplexität zu tragen. Und nicht selten: Einsamkeit.
Führung ist unbequem.
Und wer das nicht aushält, delegiert keine Aufgaben - sondern Verantwortung.
Die Mär vom "nächsten Karriereschritt“
Viele Führungskräfte rutschen in ihre Rolle, weil sie fachlich stark waren. Weil sie zuverlässig, engagiert, durchsetzungsfähig wirkten. Doch was selten offen ausgesprochen wird: Diese Rolle verändert alles.
Du bist plötzlich Projektionsfläche. Entscheidungsinstanz. Richtungsgeber.
Du wirst nicht mehr als Kollege betrachtet - sondern als Symbol.
Und was du sagst, wie du es sagst und wann du schweigst - wirkt. Immer.
Führung ist keine Entscheidung von oben - sondern eine tägliche Entscheidung mit dir selbst

Führen heißt, dich täglich selbst zu führen.
Deine Reaktionen zu kontrollieren, wenn du innerlich kochst.
Stand zu halten, wenn du selbst nicht überzeugt bist.
Vertrauen zu schenken, obwohl Kontrolle einfacher wäre.
Dich zu reflektieren, auch wenn du wenig Rückmeldung bekommst.
Es ist nicht die Rolle, die dich zur Führungskraft macht.
Es ist die Fähigkeit, in Ambivalenz handlungsfähig zu bleiben.
Die Angst vor Klarheit
Viele Führungskräfte kommunizieren weich, schwammig, freundlich - aus Angst, nicht mehr gemocht zu werden. Doch der Wunsch nach Harmonie ist der größte Feind wirksamer Führung.
Denn Klarheit heißt:
Dinge anzusprechen, die unangenehm sind
Grenzen zu setzen - auch wenn es unbequem ist
Erwartungen deutlich zu formulieren
Nicht zu allem Ja zu sagen
Verantwortung zu übernehmen - auch für Fehlentscheidungen
Klarheit ist unbequem. Aber sie ist die Voraussetzung für Vertrauen.
Führung braucht Mut zur Unbeliebtheit
Es wird Momente geben, in denen deine Entscheidungen kritisch gesehen werden. In denen du Dinge tust, die kurzfristig nicht verstanden werden. In denen du Position beziehen musst - gegen Widerstände, gegen Bequemlichkeit, manchmal gegen dein eigenes Bedürfnis nach Ruhe.
Führung ist nicht dazu da, Zustimmung zu sichern.
Sondern Richtung zu geben. Und die Verantwortung für diese Richtung zu tragen.
Was wir in der Praxis beobachten
In unserer Arbeit mit Führungskräften erleben wir zwei Gruppen:
Die einen: Fachlich stark, loyal, bemüht - aber konfliktscheu, grenzvermeidend, konsensorientiert bis zur Selbstaufgabe.
Die anderen: Klar, präsent, verbindlich. Nicht laut, nicht übergriffig - aber innerlich aufgeräumt.
Diese zweite Gruppe hat verstanden:
Es geht nicht darum, Recht zu haben.
Sondern darum, Verantwortung zu übernehmen - auch für das, was nicht planbar ist.
Diese Führungskräfte wissen: Führung ist kein Privileg. Es ist Dienst. Haltung. Mut.
Der blinde Fleck im System
Viele Organisationen fördern Leistung, nicht Führung. Sie befördern Fachkompetenz und lassen Menschen in der neuen Rolle allein.
Ohne Sparring
Ohne Reflexion
Ohne Raum für persönliche Entwicklung
Das Ergebnis: Überforderte Führungskräfte, enttäuschte Teams, zynische Unternehmenskultur.
Führung braucht Räume. Für Reflexion. Für Entwicklung. Für Fehler.
Nicht nur für Zielvereinbarungen.
Führung ist keine Funktion - sondern eine Zumutung mit Sinn
Wer führen will, muss bereit sein, sich selbst in Frage zu stellen.
Nicht einmal - sondern ständig.
Nicht öffentlich - sondern ehrlich.
Nicht perfekt - sondern klar.
Führung ist kein Titel.
Führung ist das, was bleibt, wenn es ungemütlich wird.
Ihr nächster Schritt:
Sie möchten Führung nicht mehr als Funktion verstehen - sondern als Kern kultureller Wirksamkeit?
Wir begleiten Menschen, die bereit sind, sich dieser Verantwortung zu stellen.
[Jetzt unverbindliches Sparring anfragen]
Comments